Tantra
Feuer trinken, Erde atmen
Damit hat Chögyam Trungpa kurz und prägnant das transformatorische Potential des Tantra zusammengefasst.
Tantra ist eine kunstvolle Kultur im Umgang mit dem Leben und allen Wesen.
Wenn ich von Tantra spreche, meine ich damit das traditionelle Tantra, insbesondere das buddhistische Tantra, das auch Tantrayana oder Fahrzeug des Tantra genannt wird.
Es handelt sich um ein Yogasystem, das auf die Befreiung der Leiden und das Erlangen der Glückseligkeit für alle Wesen abzielt; um das für die Yogini / den Yogi in einem Lebenszyklus zu verwirklichen. Die Hochzeit dieser Bewegung war im 8. Jahrhundert und gelebt und praktiziert wird Tantra durchgehend bis in die Jetztzeit.
Abgrenzend dazu verwende ich den Begriff Neo-Tantra für die Erscheinungen der etwa letzten 50 Jahre, die auch als Tantra bezeichnet werden, jedoch zu dem ursprünglichen Tantra keinen oder nur geringen Bezug haben.
Meine Praxis
Im Jahr 2007 gründete ich gemeinsam mit Freundinnen und Freunden das Meditationszentrum Ngakpa-Haus in Mannheim, in dem bis heute authentisches Tantra gemeinsam praktiziert und gelehrt wird. Meines Wissens nach, ist es das einzige freie buddhistische Zentrum des deutschsprachigen Raumes und möglicherweise weltweit. Wir fühlen uns der Rime-Bewegung verbunden.
Selbst bin ich als Ngakpa ordiniert und damit Teil der sogenannten Weißen Sangha, also der Gemeinschaft von Yoginis, die nicht zölibatär leben. Mit der Roten Sangha von Nonnen und Mönchen tausche ich mich aus.
Übertragungen und Belehrungen erhielt ich von vielen Lehrerinnen und Linienhalterinnen aller fünf Schulen des Vajrayana (Bön, Nyingma, Kagyü, Sakya und Gelug) und ich spezialisierte mich anfangs auf das Vajrakilaya-Tantra.
Tiefgründige Meditationen, Übungen, Rituale und schamanische Handlungen, die die innere Welt des Yogis verändern und auch die äußere Welt transformieren. Khenzur Nyima Wangyal Rinpoche drückte es in seinem Dzogchen Kurs in Mannheim Anfang 2024 etwa so aus: "Your inner green will affect your environment. One meter, ten meters, 100 meters, a kilometer. That makes the outer world more green and has an impact for the climate crisis." Ich denke, dass er meinte, dass unsere liebevolle lebendige Hingabe und Verwirklichung in der persönlichen spirituellen Praxis, auch konkrete Wirkungen auf unsere Mitwelt hat. Denn alles ist verbunden. Das entspricht meinem Erleben.
Buddhistisches Tantra
Einen hervorragenden und lebenspraktischen Zugang zu diesem komplexen und vielfältigen System vermittelt mein Freund Tilmann Reiss in seinem Curriculum zur Weiterbildung zur Yogalehrerin.
Neo-Tantra
Hier schaue ich auf ein weitgefächertes Feld von sich ernsthaft mit der Weiterentwicklung sexueller Kultur beschäftigenden Menschen, bis zu kruden Erscheinungen des spirituellen Materialismus, wo sich aus kommerzieller Motivation heraus Elementen alter tantrischer Traditionen bedient wird, doch die Ursprünge und Bezugnahmen nicht mehr zu erkennen sind und auch von den Akteurinnen* selbst nicht mehr erinnert werden.
Osho ist da zu nennen, der hahnebüchene Einlassungen zu Tantra gab und offensichtlich keine oder nur sehr geringe Kenntnisse oder gar Erfahrungen im traditionellen Tantra hatte. Bedauerlicherweise prägte er sehr die öffentliche Rezeption von Tantra.
Allenthalben wird in einem gewissen Milieu vom Tantrischen Weg gesprochen, doch meint wohl jede etwas anderes damit. In den vergangenen Jahren lernte ich unterschiedlichste Selbstbeschreibungen und Zuschreibungen von "Tantrikerinnen" kennen, die mir bisher unbekannt waren. Beispielsweise die Kirschblüten-Gemeinschaft, die sich selbst als tantrische Gemeinschaft bezeichnet und eine mehrjährige Ausbildung zur Tantra-Meisterin anbietet, um dann am Ende mit willkürlich jedem Menschen Geschlechtsverkehr haben zu können und die das Inzesttabu ablehnen. Auch die immer wieder von mir gehörte Unterscheidung in weißes, rotes und schwarzes Tantra war mir fremd; also in Praktiken, die sexuelle Handlungen aus- oder einschließen. In meinem tantrischen Angang ergibt ein Ausschluss von Sexualität garkeinen Sinn, denn es geht ja gerade darum, starke Emotionen zu transformieren und als "Treibstoff" auf dem Weg zur Glückseligkeit zu verwenden.
Versöhnlich erwähne ich die vielen Bemühungen um eine einfühlsame, körper- und lustbefürwortende, zarte Sexualität. Tantramasseurinnen* erleben sich zumeist nicht vorwiegend als Sexarbeitende, sondern als Menschen, die die Welt und die Erlebnismöglichkeiten anderer Menschen verschönern möchten. Vor einigen Jahren wurde aus meinem befreundeten Umfeld heraus der Tantramassage-Verband gegründet, mit dem Ziel, den Massierenden Qualitäts- und Fortbildungskriterien an die Hand zu geben.
Guru Yoga für Machig Labdrön - gesungen (Audio mp3)
100 Silben Mantra (Vajrasattva Mantra) - gesungen (Audio mp3)
7 Zeilen Gebet (an Guru Rinpoche) - gesungen (Audio mp3)
Yogi sees the incredible space of being (Video mp4)
Thröma Nakmo Chöd and longevity practice (Video mp4)
"Eine seltene Blume erregt meine Aufmerksamkeit.
Fein im Dasein.
Zart im Sosein.
Und doch voll quellender Lebendigkeit.
Im Erscheinen sanft.
Im Antlitz leuchtend.
Und die drängende Natur strebt nach satter Entfaltung - die auch Erfüllung ist.
Wie Du wohl duftest?
Wie Du wohl klingst?
Ich lege mein Ohr an Deine Blüte und lausche.
So eine Freude"
(Audio mp3)