Eine surreale poetische Körperreise / a surreal poetic body journey

Deutsch/German. English text below.

Wir stehen im Raum und freuen uns darüber, dass auch die anderen Körper anwesend sind.
Aus unseren Füßen, den Zehen, den Fußsohlen, den Fersen, wachsen Wurzeln.
Diese Wurzeln verzweigen sich, gehen in die Tiefe, in die Erde.
Gehen in die Breite und treffen dabei auf andere Wurzeln, auch Wurzeln der anderen im Raum.
Wir ertasten die anderen Wurzeln und verbinden uns mit ihnen.
Wo fange ich an? Wo höre ich auf? Wo fangen die anderen an? Wo hören die anderen auf?

Aus unserem Steißbein, dort beim Poloch, entsteht in uns drinnen ein schwarzer Stiel einer Pflanze.
Der Stiel wächst empor durch unseren Bauch, weiter in unseren Brustkorb.
In unserer Brust erwächst daraus eine schwarze Blüte; zuerst ist es eine Knospe in uns und dann bilden sich Blütenblätter.
Diese Blüte in uns strahlt prächtig in einem leuchtenden Schwarz. Diese gleißende Schwärze strahlt nach außen in den dunklen Himmel über uns.
Der Himmel und unsere Schwärze erkennen sich.
Aus unserem Rücken, aus unseren Schultern, aus unserer Brust, aus unserem Hals und Kopf wachsen Äste in den dunklen Himmel.
Dort treffen sie Sterne. Unsere Äste dringen in die hellen Sterne ein und verbinden sich mit ihnen.
Die Blüte in unserer Brust verändert die Farbe.
Sie wird lila und leuchtet.
Die Blüte wird rot.
Obwohl wir Wurzeln und Äste haben, die vielfältig verbunden sind, können wir uns bewegen.
Wir laufen durch den Raum, wie es unsere eigene Art ist, uns zu bewegen.
Vielleicht unmerklich kleine Bewegungen, vielleicht langsame gleitende Schritte, vielleicht stürmisches Rennen.
Unser ganz eigener Tanz.
Zusätzlich zu unseren Gelenken bekommen wir noch weitere Gelenke.
In den Oberschenkeln. In den Schienbeinen. In den Oberarmen. In den Unterarmen.
Es ist eine lebendige Freude, nun noch beweglicher zu sein.
Unser Körper wird zunehmend flüssig. Die Knochen lösen sich auf.
Aus den Räumen zwischen unseren Fingern strömt Wasser nach außen.
Aus den Räumen zwischen unseren Zehen strömt Wasser nach außen.
Wir bewegen unsere Hände auf eine neue Art, denn das, was zwischen den Fingern ist, bewegt sich.

In unserem Bauch, etwas unterhalb des Nabels, im Körper drinnen, entsteht ein Stein.
Es ist ein alter schöner Stein. Roh und alt. Wie als mag der Stein sein?
Wir fangen an, innerlich mit dem Stein zu tanzen.
Der Stein tanzt durch unseren Körper und kann auch seine Größe verändern.
Durch unser Becken sinkt er in unser linkes Bein bis in den Fuß. Den Fuß verläßt er und tänzelt bis zum Mittelpunkt der Erde.
Der Stein, nun erhitzt, steigt empor und dringt durch unseren rechten Fuß in unser Bein.
Und tanzt weiter nach oben durchs Bein ins Becken, in unseren Bauch.

In unserem Hals sitzt ein blauer Hase. Dieser Hase ist schwanger. In uns werden viele kleine Hasen geboren.
Ein Häschen ist gelb, eines rot, eines grün, eines weiß. Sie sind kunterbunt.
Die kleinen Hasen haben Hunger. Sie fressen die große Blüte in unserer Brust. Sie freuen sich über diese Nahrung.
Sie werden groß und erwachsen und gelangen durch die Räume zwischen unseren Rippen nach draußen und ziehen ihrer Wege.
Macht es gut, ihr Hasen!

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English:

We stand in the room and are happy that the other bodies are also present.
Roots grow from our feet, our toes, the soles of our feet, our heels.
These roots branch out, go deep into the earth.
They spread out and meet other roots, including the roots of others in the room.
We feel the other roots and connect with them.
Where do I start? Where do I end? Where do the others start? Where do the others end?

From our coccyx, there at the pole hole, a black stem of a plant emerges inside us.
The stalk grows up through our belly, further into our chest.
A black blossom grows from it in our chest; first it is a bud inside us and then petals form.
This blossom within us shines magnificently in a glowing black. This glistening blackness radiates outwards into the dark sky above us.
The sky and our blackness recognize each other.
From our back, from our shoulders, from our chest, from our neck and head, branches grow into the dark sky.
There they meet stars. Our branches penetrate the bright stars and connect with them.
The flower in our chest changes color.
It turns purple and glows.
The flower turns red.
Although we have roots and branches that are connected in many ways, we can move.
We walk through space, as is our own way of moving.
Perhaps imperceptibly small movements, perhaps slow gliding steps, perhaps stormy running.
Our very own dance.
In addition to our joints, we also have other joints.
In the thighs. In the shins. In the upper arms. In the forearms.
It is a living joy to be even more flexible now.
Our body becomes increasingly fluid. The bones dissolve.
Water flows out of the spaces between our fingers.
Water flows outwards from the spaces between our toes.
We move our hands in a new way, because what is between our fingers moves.

In our belly, a little below the navel, inside the body, a stone is formed.
It is an old, beautiful stone. Raw and old. What might the stone be like?
We begin to dance inwardly with the stone.
The stone dances through our body and can also change its size.
It sinks through our pelvis into our left leg and into our foot. It leaves the foot and dances to the center of the earth.
The stone, now heated, rises and enters our leg through our right foot.
And dances further upwards through the leg into the pelvis, into our belly.

A blue rabbit sits in our throat. This rabbit is pregnant. Many little bunnies are born inside us.
One bunny is yellow, one is red, one is green, one is white. They are colorful.
The little bunnies are hungry. They eat the big flower in our breast. They are happy about this food.
They grow up and become adults and get out through the spaces between our ribs and go their way.
Take care, bunnies!