Butoh
Das zeigen, was ist. Das sehen, was ist. Das hören, was ist. Das riechen, was ist. Das spüren, was ist. Das schmecken, was ist.
Der Tanz der Finsternis wurde als Ankoku Butō 1959 von Tatsumi Hijikata und Kazuo Ohno in die Welt gebracht. Es war die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg und den Versehrungen durch die Atombomben in Hiroshima und Nagasaki. Wie kann soetwas ausgedrückt werden? Erleben Sie eine Butoh-Tänzerin, dann werden Sie einen Geschmack davon haben.
Seit den Anfängen entwickelten sich etliche Ausformungen des Butoh, die jedoch in der Essenz die gleiche tiefe Menschlichkeit und Unmittelbarkeit haben.
Für mich ist es der Tanz mit dem Dharmadhatu, dem Raum aller Erscheinungen und Möglichkeiten. Und damit der Tanz mit allem das ist. Der Erde. Dem Himmel. Den Sternen. Den Pflanzen. Den Strommasten und Überlandleitungen. Dem Internet. Den Steinen. Den Göttern. Den Dämonen. *
Bevor ich Butoh kennenlernte, experimentierte ich mit rituellen und tranceinduzierenden Körperhaltungen, wie sie beispielsweise von Felicitas Goodman erforscht wurden. Und ich kann auf ein reiches Repertoire von inneren und äußeren Haltungen und Bewegungen aus verschiedenen alten yogischen Traditionen zurückgreifen, in deren Methoden ich geübt bin.
Es ist faszinierend, dass inneres Erleben eines Menschen für das Publikum sicht- und erlebbar werden kann. Dazu bedarf es keiner großen Gesten. Kleinste Bewegungen und Anzeichen reichen dafür aus, einem anderen Menschen, einem anderen Wesen, etwas mitzuteilen, eine Verbindung einzugehen. Unsere synaptische Plastizität ist erstaunlich. Wie wir Beziehungen herstellen. Das geschieht einfach.
Im Butoh gibt es eine Verbindung zum kollektiven Unbewussten, so wie Hijikata vom unbewussten Körper sprach. Allerdings ist dieses Unbewusste nicht mit dem Konzept des Unbewussten der Psychoanalyse gleichzusetzten. Es entspringt einer philosophischen östlichen Denktradition, die älter ist, als die westliche psychologische Art die Welt zu betrachten.
Ähnlich unmittelbar wie Butoh ist das Versteckte Theater in der Tradition von Dario Fo - eine Variation der Kommunikationsguerrilla. Ich spielte so im Rahmen von politischen Aktionen.
Von diesen Menschen habe ich bisher etwas über ihren Butoh-Stil gelernt und mit ihnen getanzt:
Matilde J Ciria, Alexander Peschko, Henriette Heinrichs, Anna Orkolainen, Ursula Pehlke, 4rude (Maco & Hikaru Inagawa), Minako Seki, Tadashi Endo.
Beim BIG - Butoh International Gathering 2024 war ich in der Performancegruppe von Eugenia Vargas und Atsushi Takenouchi. In Kurzworkshops lernte ich Natsuko Kono, Yumiko Yoshioka, Jonathan Martineau, Uiko Watanabe, Taketeru Kodo und Slava Inozemecev kennen.
"Die Haut erspürt den Tanz der Windgeister.
Luftige Wesen umspielen uns wohlwollend.
Und doch ist es klug auf den Sturm und den Drang der Natur vorbereitet zu sein.
Ein Vogel ruft
und wird stumm
und die Nacht bringt Ruhe und Schlaf."